Das räumungsbedrohte Wohnprojekt Unfug, „unabhängig frei und gemeinsam wohnen“, freut sich über die breite Unterstützung und die zahlreichen Solidemos während ihres Aktionstages am 30.5.2020. Es zeigt sich ein weiteres Mal, dass der Konflikt um Unfug kein baurechtlicher Konflikt ist, sondern die Frage aufwirft: In welchem Lüneburg wollen wir leben?
Für Unfug-Mitbegründerin und Bewohnerin Jana Mederike Warnck ist der Aktionstag erst ein Auftakt gewesen: „Die breite Solidarität zeigt, dass der seit Jahren stattfindende Ausverkauf der Stadt den Menschen unter den Nägeln brennt. Studierende, Ältere, Migrant*innen, Alleinerziehende und alle Menschen mit niedrigen Einkommen werden zunehmend verdrängt. Lüneburg wird zu einer Stadt der Reichen gemacht. Dagegen formiert sich endlich sichtbarer Widerstand. Mit dem Aktionstag haben wir alle gemeinsam ein deutliches Zeichen für ein solidarisches Lüneburg gesetzt.“
Bewohner Sven Schupp konkretisiert bereits das weitere Vorgehen: „Wir werden auf diesem breiten Bündnis aufbauen und unsere Zusammenarbeit intensivieren. Mehr als 300 Demonstrierende ist ein Zeichen, dass die Politik nur schwer überhören wird. Jetzt kommt es darauf an den Druck aufrecht zu erhalten. Erst wenn die Politik nicht länger gegensteuert, also Unfug endlich in Ruhe lässt und eine soziale Wohnungspolitik einleitet, werden wir nachlassen. Vor allem der SPD empfehle ich mal in den Kalender zu schauen. Nächstes Jahr ist Wahlkampf. Wenn sich nichts ändert, wird die die SPD das besonders zu spüren.“
Der Aktionstag fand sowohl zentral in Lüneburg mit zahlreichen Kundgebungen und Spontandemonstrationen als auch dezentral mit Online-Protesten statt. Das Protestrepertoire reichte dabei von selbstgebastelten Fahrradanhänger-Bauwagen über Kreidesprayaktionen bis hin zu Bannerdrops. Die Kundgebung auf dem Marktplatz wurde von zahlreichen Redebeiträgen begleitet. Es kamen sowohl Bewohnerinnen als auch unabhängige Gruppen, andere bedrohte Wohnprojekte und Vertreterinnen der Linken, Grünen und Jusos zu Wort. Ein politischer Chor sorgte außerdem für fröhliche kämpferische Stimmung. Die Kundgebung war der erfolgreiche Abschluss des Tages. Der Kampf geht weiter und das letzte Wort ist nicht gesprochen, sind sich die Unfug-Bewohnerinnen und ihre Unterstützerinnen einig.