#RechtAufStadt Redebeitrag antifaschistische Jugend

Recht auf Stadt Demo durch die Bäckerstrasse mit Frontbanner "150 Jahre Pariser Kommune - Das Recht auf Stadt erkämpfen"

Gesprochen auf der Demo zu 100 Jahre Pariser Kommune

Das Jugendzentrum Stadtmitte ist seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger und beliebter Treffpunkt für Jugendliche und steht nun vor dem endgültigen Aus.

Doch was ist geschehen?

Bis 2014 hieß das Juz Stadtmitte noch „Haus der Jugend“ und beinhaltete neben den momentanen Räumen noch eine Werkstatt und die Möglichkeit Veranstaltungen durchzuführen. Zusätzlich ist und war das Juz immer ein gutes Beispiel für tatsächlich gelebte Integration und nicht wenige geflüchtete Menschen konnten hier ihre ersten Gehversuche unternehmen.
2014 jedoch wurde das „Haus der Jugend“ verkleinert und die Werkstatt an die Werum Mit-Inhaber:innen Familie Krome verkauft, welche kurzerhand daraus das Mosaique machten. Es zeichnete sich hier bereits ab wie „wichtig“ der Stadt das Thema Jugend ist.

2021 steht das Juz nun vor dem endgültigen aus:
Die momentan noch genutzten Räume werden ebenfalls an die Kromes verkauft, damit daraus ein sogenanntes „Social Impact Lab“ für Start-Up Yuppies entsteht.
Begründet wird der Verkauf und die Verdrängung des Juz durch eine jugendpolitische Konzeptänderung:
Laut der derzeitigen Sozialdezernentin und von der SPD unterstützten Oberbürgermeister Kandidatin Pia Steinrücke, wollen Jugendliche nicht nur einen offenen Treff, sondern Projekte und Aktionen. Zu dieser Erkenntnis ist sie übrigens gekommen ohne auch nur ein Wort mit den betroffenen Jugendlichen gewechselt zu haben, während sie gleichzeitig auf ihrer Wahlkampfseite davon spricht, dass die Innenstadt eine lebendige Begegnungsstätte für alle sei, Jugendliche mehr Mitspracherechte bekommen sollen und insbesondere für die Zeit nach Covid-19 ein umfassendes Kulturangebot benötigen. Daher soll als „logische Konsequenz“ das Juz dezentralisiert werden und in der Finke, im Salon Hansen und in den Räumlichkeiten des Stadtjugendrings ein neues Zuhause finden.
Generell ist ein Ausbau der Angebote im Bereich der Workshops und projektorientierten Arbeit für Jugendliche nicht schlecht. Und trotzdem brauchen Jugendliche, auch abseits dieser zeitlich befristeten Angebote eine feste Anlaufstelle, wie aktuell noch in der Katzenstraße. Einerseits bietet das Juz eine sehr gute Basis für kulturelle Angebote und andererseits haben nicht alle Lust auf Workshops. Verbindliche Projekte und Workshops bedeuten immer Druck mitzumachen, weil sonst ein Ausschluss droht. Dies darf aber unter keinen Umständen passieren, denn Jugendliche brauchen vor allem einen Platz zum Sein, an welchem sie ihre Freizeit ohne Druck selbst gestalten und ausleben können, insbesondere wenn es um unprivilegierte Jugendliche geht, die Zuhause keine Möglichkeiten oder Unterstützung haben sich auszuleben.

Außerdem müssen die neuen Räumlichkeiten mit anderen Gruppen und Vereinen geteilt werden, und bieten so wenig Möglichkeiten der Selbstgestaltung. Zudem kann das bisherige Angebot in keinem Fall fortgeführt werden, weil die neuen Räume einerseits viel zu klein sind und die Befürchtung besteht, dass aus Angst abgewiesen zu werden, kaum noch Jugendliche kommen. Andererseits wird die Finke vom CVJM betrieben. Dies ist ein christlicher Verein und sorgt somit für einen weiteren bitteren Beigeschmack. Jugendzentren sollten für alle Religionen offen sein, und von keiner betrieben werden.

Die Regierenden, allen voran die Spaßpartei SPD, beweisen wieder einmal ihren Ausverkauf der Stadt.
Neben dem Unfug ist dies ein weiterer Treffpunkt, welcher von Mädge und seiner menschenfeindlichen Politik aus reiner Willkür und Profitgier geschlossen wird. Denn Jugendarbeit kostet Geld und wirft im Gegensatz zu Start-Ups kein Geld ab. Zudem zeigt sich welches Bild die Innenstadt annehmen soll: Ein Treffpunkt für das Kapital und die privilegierten und Weinschorle saufenden Yuppies, während solche, die nicht in dieses Bild passen, verdrängt und ignoriert werden. Eine lebendige Innenstadt für alle sieht anders aus, und Start-Ups gehören eindeutig nicht dazu. Es gibt genügend Leerstand in der Stadt, und ein etabliertes Jugendzentrum für kapitalistische Interessen platt zu machen, ist nichts als ein weiterer Beweis für das mangelnde Interesse an der Jugend, während die Herrschenden immer wieder betonen wie wichtig diese doch sei.
Der Begriff „Innenstadt für alle“ ist somit nichts weiter als heiße Luft und ein Feigenblatt für den Wahlkampf.

Wir fordern, dass das Jugendzentrum Stadtmitte entweder erhalten und umfassend saniert, oder ein angemessener Ersatz gefunden wird, bevor das Jugendzentrum diesen Herbst ausziehen soll.
Zudem fordern wir, dass die betroffenen Jugendlichen endlich in den Entscheidungsprozess eingebunden, und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Momentan ist die Bevormundung von Seiten der Stadt ein schlechter Witz und zeigt wieder einmal wie lächerlich die SPD inzwischen ist, und dass durch Steinrücke auch keine neue Ära anbrechen wird, sondern der Ausverkauf gerade erst begonnen hat.

Gegen die Verdrängung durch Start-Ups in unserem Kiez!
Gegen den Ausverkauf der Stadt!
Gegen die Stadt der Reichen!
Für das Jugendzentrum Stadtmitte und eine offene Kultur für alle!


Antifaschistische Jugend Lüneburg [AJL]
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