Bericht der freien Journalistin Cécile Lecomte
In Lüneburg gibt es seit dem Frühjahr 2020 Kundgebungen von Coronaleugner:innen. Waren es damals 40 bis 50 Demonstrant:innen, sind es heute bei den wöchentlichen Kundgebungen 5 bis 10.
Anmeldungen zahlreicher Kundgebungen ist Frau Heike Tapken. Diese ist im Internet als Tierärztin zu finden. Der Link führt allerdings zu ihrer Homepage mit allerlei Esoterik.
Die die Demonstrierenden halten keinen Abstand zueinander und tragen häufig keine Maske.
Auffällig viele Querdenken demonstrantInnen haben ein Masken-befreiungs-Attest. Am 23. Januar 2021 trug eine Frau ihr Attest einer harburger HNO-Heilkunde-Praxis offen herum.
Querdenken bestreitet die Gefährlichkeit von covid-19 und bedient sich in seiner Argumentation verschwörungsideologischem und antisemitischem Narrativ.
Die Querdenken Proteste werden von antifaschistischen Gegenprotesten begleitet.
Die verstöße von Querdenken-Demonstrant:innen werden kaum durch Polizei und Justiz verfolgt. Beim antifaschistischen Protest sieht es anders aus. Am 14. Januar standen zwei Antifaschisten vor Gericht. Ihnen wurde ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vorgeworfen. Sie sollen eine Querdenken-Kundgebung mit lauter Musik in einem Baum gesprengt haben. Ca 30 Unterstützer:innen versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude.
Vor Gericht gingen die Angeklagten in ihren Einlassungen auf die Gefahren von Querdenken und dem Rechtsruck der Gesellschaft ein.
Die Verhandlung wurde nach ca 2 Stunden vertagt. Die Angeklagtne hatten vor Gericht die Aussetzung des Prozesses aufgrund der Coronapandemie beantragt, sie wiesen auf die Infektionsgefahr und die Einschränkung der Öffentlichkeit hin. Nur 5 Zuschauer:innen durften in den Saal hinein. Das Gerichte lehnte in der Verhandlung ab. Die fortsetzungstermine wurden später dann doch aufgrund der Pandemie abgesagt. Der Prozess wird später von Neuem beginnen.
Am 31. Januar fand eine Demonstration statt, die Kritik an der Handhabung der Corona-Pandemie durch die Politik zu Ausdruck brachte, in klarer Abgrenzung zu den Querdenken-Protesten und verschwörungsideologie.
Die Demonstrant:innen fordern einen solidarischen Umgang miteinander:
• Das Gesundheitssystem nicht nur beklatschen, sondern die Arbeitsbedingungen verbessern und Personal und Löhne massiv erhöhen.
• Niemanden in menschenverachtenden Lagern auf Lesvos oder in Horst einzusperren, sondern allen Flüchtenden tatsächlich Schutz – auch vor Pandemie und Leid – zu gewähren.
• Die Gefahren vom zu Hause bleiben, z.B. den Anstieg von Gewalt in Familien und Partnerschaften ernst zu nehmen und wo es möglich ist die Beschränkungen im Privaten zurückfahren
• Eine demokratische Debatte darüber zu führen, wie eine konsequente Gesundheitspolitik aussehen sollte, die sich nicht darauf einlässt, den Virus und seine Gefährlichkeit in Frage zu stellen.
• Die Frage stellen, welche Tätigkeiten „systemrelavant“ sind – nicht für die Profite Weniger, sondern für das Wohlergehen Aller? Fabriken, Büros und Lagerhallen schließen! Arbeitnehmer*innen von der Arbeit freistellen, um sie zu schützen und Lohn fortzahlen um sie abzusichern.