Die Kundgebung am Aktionstag am 30.05.2020 auf dem Lüneburger Marktplatz war ein Erfolg. Wir veröffentlichen nach und nach die Redebeiträge.
Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen,
Unfug ist ein linkes Wohnprojekt, wir lehnen uns gegen den kapitalistischen Normalzustand auf, machen aus unseren Ansichten zu Herrschaft, Rassismus und Antisemitismus keinen Hehl und beteiligen uns an politischen Aktionen – das stört.
Wir sind den Mächtigen dieser Stadt – konkret dem Oberbürgermeister – ein Dorn im Auge, wir passen nicht in seine schöne ordentliche durchkapitalisierte Stadt aus schicken Vorgärten, Gartenzwergen und aufwändig renovierten Eigentumswohnungen für Neureiche und Investoren.
Unser Mitbewohner Christoph hat im Rat der Stadt mehrmals deutlich seine Meinung gesagt und aus Rache versucht der Bürgermeister nun uns Räumen zu lassen!
Aber nicht nur Christoph, unser ganzes Projekt ist ihm ein Stein des Anstoßes, deshalb nutzt er nun all seine Machtmittel skrupellos aus, um uns obdachlos und mundtot zu machen.
Wir haben 1,5 Jahre mit allen Parteien außer den extremen Rechten von der Afd, Vertreter*innen der Stadt und sogar Mädge selbst Gespräche geführt, um eine Einigung zu finden, aber alle Vorschläge und Argumente, die wir vorgebracht haben, wurden mit juristischen Taschenspielertricks und fadenscheinigen Gegenargumenten ad absurdum geführt!
Es ist eine bodenlose Frechheit, dass wir trotz allem Bemühen um eine konstruktive Einigung mit der Stadt nun die Räumungsverfügung erhalten haben! Uns wird vorgeworfen, dass wir uns nicht an geltendes Recht halten würden, die Wahrheit ist jedoch, dass wir Opfer von ruchlosem Machtmissbrauch eines Möchtegerndespoten werden und es hier längst nicht mehr um Baurecht geht!
Die Stadtverwaltung soll uns auf sein Geheiß hin mit Zwangsgeldern und Räumungsdrohungen zum Schweigen bringen, doch wir lassen uns das nicht gefallen.
Unfug ist ein hierarchiefreier Wohn- und Lebensraum, der es erlaubt gemeinschaftliche Lebensformen zu erproben und ist für die Menschen, die bei uns Wohnen, ein Ausdruck gelebter Solidarität. Gleichzeitig ist Unfug aber auch nach außen Teil eines politisch aktiven und lebendigen Lüneburgs, dass einen kreativen Gegenentwurf zu Mädges ökonomisierter Stadtplanung und dem marktzentrierten Denken und Handeln der Mächtigen dieser Stadt steht.
Die Kombination von Bauwagen und einem Haus ermöglicht die Verwirklichung verschiedenster Lebenskonzepte in einem Projekt (Familien, Menschen die von der Gesellschaft behindert werden, Menschen mit prekären Einkommen, Alleinstehende).
Das Bauamt soll uns auf Geheiß von Mädge die Bauwagen wegnehmen, da diese angeblich eine Brandschutzgefahr darstellen und keine Baugenehmigung haben. Das ist genauso absurd wie willkürlich. Mit dieser Begründung werden schon seit hunderten von Jahren Menschen, die im Wagen wohnen vertrieben und kriminalisiert. Das Aufgreifen dieser aus der Diktatur des Kaiserreichs stammenden antiziganistischen Argumentation zeigt, wie sehr Leben im Bauwagen den Stadtplaner*innen und Spießbürgern ein Dorn im Auge sind. Wir lassen uns diese Frechheit nicht gefallen. Unsere Bauwagen haben sichere Feuerstätten und sind keine festen Bauten. Wir kämpfen gemeinsam dafür, dass alle Menschen so wohnen und leben können, wie sie wollen.
Mädge erdreistet sich zu behaupten, er wolle Wohnprojekte erhalten und fördern, aber in der Realität setzt er alles daran Unfug zu zerschlagen.
Wir sagen Unfug bleibt so wie es ist!
Seit Mädge Oberbürgermeister dieser Stadt ist, und das ist er leider schon viel zu lange, 30 Jahre!, findet ein rücksichtsloser Ausverkauf Lüneburgs statt. Unter der SPD-Regierung gab es seit 2007 eine Mietsteigerung von über 50 %, die Privatisierung wird weiter vorangetrieben und anstelle sozialer Investitionen wird Geld in sinnlose Prestigeprojekte wie den Libeskindbau an der Uni oder die Arena gepumpt. Es ist eine Schande, dass eine Partei die Sozial in ihrem Namen trägt eine derartig asoziale Politik macht!
Wir lassen uns das nicht länger gefallen! Schluss mit der Stadt der Reichen! Unfug bleibt!
Wir erklären uns solidarisch mit allen Wagenplätzen, Wohnprojekten und linken Freiräumen, die von Räumung bedroht sind! Es geht hier nicht nur um Unfug, sondern um linke Freiräume generell. An uns soll ein Exempel statuiert werden!
An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bedanken für die Solidarität, die wir seit zwei Wochen erhalten. Zusendungen, Solidaritätserklärungen und Berichte über Aktionen haben uns aus ganz Europa erreicht. Vielen Dank dafür! Dies zeigt umso deutlicher die angedrohte Räumung macht nicht nur uns, sondern viele Menschen wütend und diese Wut wird ihren Weg auf die Straße finden, sollte die Stadt Lüneburg an einer Räumung festhalten!
Ein Gedanke zu „erster Redebeitrag von Unfug“
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