Die Kundgebung am Aktionstag am 30.05.2020 auf dem Lüneburger Marktplatz war ein Erfolg. Wir veröffentlichen nach und nach die Redebeiträge.
Inklusiven Wohnraum schaffen!
Als Bewohnerin für Unfug ist mir das Wohnprojekt ans Herz gewachsen. Inklusiver, barrierearmer Wohnraum ist in Lüneburg knapp und teuer. Barrierefreiheit in Kombination mit tollen politisch aktiven Bewohner*innen noch seltener anzutreffen. Wir haben das Haus gemeinsam barrierearm gestaltet, so dass ich mit meinem Rollstuhl überall hinkomme, wo ich es nötig habe. Hilfsmittel die die Krankenkasse nicht bezahlt haben wir solidarisch finanziert.
Ich wohne nicht im Bauwagen, sondern in einem Zimmer bei Unfug. Die Wegnahme der Bauwagen würde aber ein Aus für das Wohnprojekt in seiner aktuellen Gestaltung bedeuten.
Die fehlende Miete für die als Zimmer genutzten Bauwagen würden den Wohnraum erheblich verteuern. Liebe Mitbewohner*innen würden wegziehen müssen, die Vielfalt unseres Wohnprojektes würde erheblich darunter leiden. Ich weiß nicht, ob es bestehen bleiben könnte.
Das ist aber genau diese Vielfalt, die aus Unfug ein inklusives Wohnprojekt macht. Vielfalt des politischen Engagements, Vielfalt der Lebensentwürfe, Vielfalt der Lebensformen, Gegenseitige Unterstützung.
Ich leide unter einer chronischen Krankheit und benötige Unterstützung im Alltag. Das nennt man „Pflege“. Ihr habt sicherlich vom „Pflegenotstand“ gehört?! Ist es nicht absurd, dass in Zeiten von Pflegenotsandes und Massen-Corona-infektionen in Pflegeeinrichtungen, die Stadt Lüneburg ein Wohnprojekt mit selbst organisierter Pflege zerschlagen will? Ich bekomme die Hilfe, die ich benötige, weil ich zahlreiche Mitbewohner*innen habe und zugleich eine barrierearme bezahlbare Wohnung. Ohne Unfug wäre ich auf Sozialhilfe zur Finanzierung eines professionellen Pflegedienstes angewiesen oder müsste in ein Behindertenheim ziehen. Der OB Mädge hätte es gerne so, koste was es wolle. Nach seiner Vorstellung von „Wohnprojekt“ sollen die Menschen je nach Eigenschaften aufgeteilt werden. Bauwagenbewohner*innen mit ausschließlich Wagenbewohner*innen, behinderte Menschen mit anderen Behinderten ins Heim. Die behindertenfeindliche Politik wird auch auf Bundesebene betrieben, Gesundheitsminister Jens Spahn will mit der Regierung ein Gesetz verabschieden, das künstlich beatmete Menschen zwingt, in Heimen zu leben. Viele Betroffene sagen, dass sie lieber sterben, statt einsam fremdbestimmt weit weg von ihrem sozialen Umfeld zu leben.
Diese Politik ist das Gegenteil von Inklusion und Teilhabe! Ich will selbst entscheiden können und dürfen mit wem ich zusammenlebe! Ich will selbstbestimmt leben. Ja auch mit einer Behinderung geht das. Zum Beispiel bei Unfug.
In diesem Sinne: Unfug bleibt! Linke inklusive Freiräume verteidigen!
Ein Gedanke zu „Dritter Redebeitrag von Unfug“
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